Station 3: ITALIEN & SPANIEN – DIE LOKALE BEVÖLKERUNG IST ÜBERFORDERT

Mit der Hoffnung in Europa ein neues Leben beginnen zu können, sind im Jahr 2020 über 18.000 Menschen über die gefährliche „Atlantikroute“ nach Gran Canaria geflohen und rund 34.000 gelang die Überfahrt auf eine der südlichen italienischen Inseln.

(https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-02/italien-kuestenwoche-bootsunglueck-mittelmeer-fluechtlinge-migration-lampedusa )

Dort werden die Menschen von humanitären Hilfsorganisationen medizinisch versorgt und in sogenannten „Hotspots“ untergebracht. Doch die meisten dürfen nicht weiter nach Europa reisen, sodass die „Auffanglager“ schnell überfüllt sind. Auf Gran Canaria haben die Schutzsuchenden Angst, dass sich die Zustände in den Zeltlagern weiter verschlechtern und „das gleiche passiert, wie in Moria“, wo die menschenunwürdige Unterbringung die Verbreitung von Seuchen und Gewalt provoziert hat. So werden die Geflüchteten auf Gran Canaria wortwörtlich abgeschottet, denn die Polizei verwehrt sogar der Presse den Zutritt in die Lager. Doch die spanische Regierung hat bisher erst ca. 2000 Menschen ans Festland geholt, sodass die lokale Bevölkerung allein gelassen wird und den Eindruck hat, dass sich Europa nicht um Sie kümmert.

Deswegen gewinnen rechte Stimmen und Parteien mehr und mehr an Zustimmung, die eine komplette Abschottung der Insel propergieren und Geflüchteten sämtliche Hilfen verwehren wollen. Ebenso auf der italienischen Insel Lampedusa, auf der die rechtspopulistische Partei „Lega“ bei der Europawahl 47 % der Stimmen für sich gewann und Großteile der Bevölkerung eine komplette Schließung der Unterkünfte für geflüchtete Menschen fordern. Dies liegt auch daran, dass diese Inseln vor allem vom Tourismus leben, der durch die Coronapandemie eingebrochen ist, wobei aber viele Einwohner*innen leicht Feindbildern verfallen und die Präsenz der Geflüchteten für das Ausbleiben von Urlauber*innen verantwortlich machen. 

Die Situation macht deutlich, dass die EU bewusst die Bevölkerung auf den Inseln im Mittelmeer und Atlantik allein lässt und den schutzsuchenden Menschen den sicheren Weg aufs Festland verwehrt. In dieser überfordernden Situation, in der die Inselbewohner mehrere Tausende Menschen versorgen müssen, wandelt sich Verzweiflung in Wut, welche Nährboden für menschenverachtende politische Ansichten ist.